Textilien aus recyceltem Plastik – Fluch oder Segen?

© Umweltbundesamt/B. Gröger

Als Wunderstoff der 70er Jahre, den man „68 Tage ohne Bügeln tragen kann“, hat sich die Polyesterfaser einen Namen gemacht. Laut der Umweltorganisation Greenpeace werden derzeit weltweit rund 50% der Kleidungsstücke aus der Kunstfaser hergestellt. Dieser Anteil soll sich laut Greenpeace bis 2030 aber nahezu verdoppeln!

Moderne Sportkleidung ist zwar stylisch, vielfältig und hochfunktionell, ist aber meist nicht nachhaltig. Shirts und Hosen sollen atmungsaktiv, schweißabsorbierend, dehnbar, schnell trocknend und leicht sein. Reine Baumwolle kann all diese Anforderungen nicht erfüllen, deshalb setzt die Branche auf immer neue, immer leistungsfähigere und leichtere Synthetik-Materialien. Die haben leider mit nachhaltiger Sportmode wenig zu tun.

Die Kleidungsstücke basieren in der Regel auf Erdöl – einem endlichen Rohstoff, dessen Förderung weltweit massive Umweltschäden verursacht. Parallel dazu sind diese erdölbasierten Kunstfasern auch nicht biologisch abbaubar und daher in der Entsorgung problematisch.

Die Welt hat ein Plastikproblem

Jährlich versinken rund zehn Millionen Tonnen Plastikmüll in den Ozeanen – Tendenz steigend. Verschiedenste Umweltinitiativen haben der Vermüllung den Kampf angesagt, zunehmend mit Unterstützung der Textilindustrie: große Sportartikelhersteller und Modeketten werben zumindest damit, Kleidung aus recyceltem Kunststoff herzustellen.

Tonnen von Kunststoff sollen so aus der Umwelt entfernt und Ressourcen geschont werden. Damit wird kein neues Rohöl zu Garn gesponnen. Die Unternehmen wirtschaften grün und die Kunden haben ein gutes Gewissen. „Der Grundgedanke ist natürlich nicht schlecht, der Umweltnutzen ist aber langfristig eher gering“, sagt Thomas Fischer, Leiter für Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe. Der Recyclingprozess sei sehr aufwendig, und besonders chemisches Recycling energieintensiv, das Material möglicherweise auch gesundheitlich bedenklich.

Gütesiegel für nachhaltige Bekleidung

Ohne eine echte Recyclingfähigkeit der Produkte wird aber weiterhin nur Müll produziert. Laut Greenpeace findet ein sogenanntes Faser-zu-Faser-Recycling kaum statt. Forschung wäre hier dringend nötig. Das bei öko-fairer Kleidung inzwischen weit verbreitete Siegel „GOTS“ – für „Global Organic Textile Standard“ ist seit 2008 ein wichtiges Gütesiegel für die Verarbeitung von Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern.

GOTS erlaubt einen Kunststoffanteil von 30 Prozent in zertifizierten Kleidungsstücken, wenn es dabei wirklich um Recycle-Material aus alten Flaschen oder Verpackungen geht. Nur Textilprodukte, die mindestens aus 70% biologisch erzeugten Naturfasern bestehen, können gemäß GOTS zertifiziert werden.

Kleider sollten länger getragen werden

Der Trend zu „Fast Fashion“, kurzlebige Kleidung mit geringer Qualität zum günstigen Preis, geht leider ungebrochen weiter. Der Absatz von Kleidung hat sich nach Berechnungen von Greenpeace seit 2000 mehr als verdoppelt. Pro Person werden jährlich rund zehn Kilogramm neue Kleidung gekauft. Die Modetrends von heute sind der Müll von morgen.

Für die stetig neuen Gewänder muss natürlich Platz her: Laut einer Greenpeace-Umfrage werden die meisten Kleidungsstücke nach drei Jahren weggeben. Repariert wird Kleidung dabei selten.

Dabei liegt die Lösung sehr nahe: Kleider einfach länger tragen. Das spart Ressourcen und CO2-Emissionen. Umweltexperten raten zu langlebiger Qualitätskleidung aus Naturfasern und vor allem dazu, Fleece zu vermeiden. Denn am Ende bleibt stets das Problem des Mikroplastiks. Durch Faserabrieb beim Tragen oder Waschen in der Waschmaschine gelangt kontinuierlich Mikroplastik ins Abwasser – bei losem Faserverbund wie Fleece sogar noch mehr – und schließlich in unser Ökosystem.

  • I N S – TIPP:

Bei Kauf von Sportbekleidung bereits heute auf das GOTS-Siegel achten. Das garantiert ihrem Verein eine neue Bekleidung, die den hohen Qualitätsanforderungen entspricht!

 

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